BigSEE Interior Design Award 2022, Winner Hospitality
Von Triest über Belgrad nach Wien
Zlatni Papagaj
1979 eröffnete im damals sozialistischen Belgrad ein Kaffeehaus, das den Charakter der Serbischen Hauptstadt prägen und den Weg für die italienische Kaffeekultur ebendort ebnen sollte. Nach Triester Vorbild bestand die Einrichtung des beliebten Szenelokals „Zlatni Papagaj“ – zu Deutsch „Goldener Papagei“ – lediglich aus einem Metalltresen mit Kaffeemaschine - Sitzgelegenheiten suchte man vergeblich.
Hommage an die Kaffeekultur
Als Würdigung des Ortes, der für die Gäste die Idee und Leichtigkeit Italiens verkörperte, eröffnete Nathan Spasić, Sohn des damaligen Gründers, fast vier Jahrzehnte später seine eigene Interpretation des Goldenen Papageis. An einer der beliebtesten Ecken Wiens wurde dazu die Erdgeschoßzone eines Wohnhauses im Biedermeier Stil nach jahrelangem Leerstand adaptiert.
Die Gestaltung des 134 qm2 großen Gastraums orientiert sich am geselligen und gleichzeitig minimalistischen Flair des Originals sowie der Vision des Gastronomen von einem zwanglosen Raumkonzept, das eine vielseitige Nutzung zulässt.
Konzeptuell teilt sich die Fläche in zwei Zonen: eine mittig platzierte, kreisförmige Terazzofläche markiert das Herzstück um den großzügigen Barbereich mit Kaffeemaschine, während der verbleibende Raum mit gestrichenem Estrich die Atmosphäre des öffentlichen Platzes vor dem Café im Innenraum fortsetzt und sich durch üppiges Grün, kuratiert von Floral Designer Thomas Tergowitsch, zu einem Indoor Gastgarten entwickelt.
Außen wie innen
Verstärkt wird die visuelle Relation zwischen Außen- und Innenraum durch die denkmalgeschützten, bodentiefen Holzfenster, klassische Bistrotische in Gusseisen sowie die Verwendung von Schönbrunner Gelb, der Modefarbe für Fassadengestaltung im 18. Jahrhundert.
Branding in Zusammenarbeit mit Bureau F.
Ein Ort mit Geschichte
Das aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammende Bellegarde Palais mit seiner spätbarocken Fassade wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und nachfolgend generalsaniert. In den 80er Jahren wurden stilwidrige Eingriffe rückgebaut. Heute steht das einzig erhaltene barocke Palais auf der Praterstraße unter Denkmalschutz. Auffallend sind die Rundbogenöffnungen im Erdgeschoß. Hier waren im 19. Jahrhundert Pferdeställe und Remisen für die Kutschen untergebracht.